Der Vergleich macht uns sicher
Österreichs dynamische Brennerszene hat gleichsam eine ebensolche
Verkosterszene nach sich gezogen – und umgekehrt. Es gibt zumindest vier
große Organisatoren die allgemeine Verkostungen ausschreiben. Neben A la
Carte sind das die Destillata, das Goldene Stamperl der Messe Wieselburg
sowie die World Spirits. Ihnen gemeinsam ist, dass Brenner ihre Produkte
gegen mehr oder weniger Entgelt einreichen können und von einer Jury in
einer Blindverkostung Bewertungen vergeben werden. Punkte, Medaillen,
Urkunden, Homepages, Laboruntersuchungen und möglicherweise auch die
Teilnahme an einer nachfolgenden Messe oder Präsentation sind für die
Brenner inkludiert oder auch nicht – bei A la Carte und World Spirits
werden die Rankings außerdem in Buchform veröffentlicht.
Was eingereicht werden darf wird von den einzelnen Veranstaltern im
großen und ganzen nicht sehr unterschiedlich ausgelegt. Es sind in der
Regel hundertprozentige Destillate aus Früchten, ohne Zuckerzusatz.
Allerdings fetten manche Organisatoren ihr Einreichvolumen neuerdings
auch mit Bränden auf, die nicht den gesetzlichen Bedingungen eines
hundertprozentigen Destillats entsprechen – es sind Destillate, die, für
den Konsumenten kaum unterscheidbar, gerne als "Brand" oder "Schnaps"
verkauft werden – sowie mit Likören oder auch mit Destillaten wie Grappa,
von denen bekannt ist, dass sie zur Geschmacksabrundung mit Zucker
versetzt sind" – eine beliebte Methode zum Cachieren von Fehlern.
Drei wesentliche Punkte aber unterscheiden die A-la-Carte-Verkostung von
anderen:
1. Ein kleines Expertenteam: A la Carte bedient sich seit Jahren des
kleinen Expertenteams namens spiritsmedia rund um Peter Hämmerle.
Während bei anderen Verkostungen bis zu dreißig und mehr Verkoster meist
recht heterogene Ergebnisse liefern, weil jeweils ein Verkoster nur ein
kleines Segment übernimmt, bewertet das kleine A-la-Carte-Team sämtliche
Proben und erzielt damit in der Regel ein homogeneres Ergebnis. Zudem
wird über einen längeren Zeitraum hinweg verkostet, es kann somit
berücksichtigt werden, dass sich manche Brände bei geöffneter Flasche
nicht unwesentlich verändern.
2. Nur die Besten erhalten den Diamant: Mit dem Diamanten werden
konsequent nur die besten Brände ausgezeichnet. Entscheidend für die
Aussagekräftigkeit der Bewertung auch ist auch der Zeitpunkt der
Verkostung und die Verwendung dreier verschiedener Glastypen. Während
die meisten Organisatoren sich im Streit um die Budgets der Brenner um
den frühestmöglichen Verkostungstermin balgen, lässt A la Carte den
Bränden Zeit zur Reifung und verkostet erst im Juni. Dabei wird jeder
Brand aus drei ganz unterschiedlichen Gläsern probiert. Das
gewährleistet die Wahrnehmung aller Nuancen, positiver, wie negativer.
3. Die Bewertung aus Sicht des Konsumenten: A la Carte setzt sehr
bewusst auf geringe Einreichgebühren und fühlt sich den Brennern auf
diese Weise weniger verpflichtet, im Gegenzug "in jedem Fall" Medaillen
zu liefern. Dagegen erinnert die Medaillenflut mancher Mitbewerber eher
ein Marketing-Tool für die Hersteller als eine Entscheidungshilfe für
den Konsumenten. Und während Jurybewertungen üblicherweise nach
technischen Kriterien vergeben werden und das Ergebnis die Addition
mehrerer Teilwertungen (Sauberkeit, Typizität etc.) bildet, steht das
Team von spiritsmedia auf dem Standpunkt, dass in erster Linie der
Gesamteindruck bedeutend ist und bewertet nur diesen mit einer Note, der
Endnote – das mag subjektiv und weniger technisch wirken, die Ergebnisse
aber bestätigen diese Methode.
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